Die Imkerei hat eine deutlich größere Bedeutung als nur Honig und Wachs zu produzieren. Sie ist überlebenswichtig für die Landwirtschaft, da ohne die Bestäubungsarbeit der Bienen keine Massenerträge von Obst oder Gemüse möglich wären. Schon Albert Einstein sagte einmal: „Wenn die Biene von der Erde verschwindet, dann hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben. Keine Bienen mehr, keine Bestäubung mehr, keine Pflanzen mehr, keine Tiere mehr, keine Menschen mehr…“. Dadurch dass die Bestäubungsleistung der Bienen für die Bauern unabdingbar ist, geben sie sogar so genannte Bestäubungsprämien aus. Diese bieten den Imkern einen Anreiz zur Blütezeiten der angebauten Früchte (in Deutschland mehrheitlich Obstbäume), ihre Bienenvölker vor die Felder bzw. Plantagen stellen. In Deutschland bekommt ein Imker eine Bestäubungsprämien von ca. 45 Euro für drei Wochen Bestäubungsleistung (z.B. im Alten Land in der Nähe von Hamburg).
In diesem Artikel werden Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Bienenhaltung in Deutschland und Kalifornien dargestellt. Kalifornien wurde als Vergleichsregion gewählt, da der Imker von Honigplus (Ingmar Kersten) während eines Auslandsjahres Erfahrungen in der dortigen Imkerei sammeln konnte.
In Kalifornien wird der volkswirtschaftliche Nutzen der Imkerei stärker gesehen, denn die landwirtschaftlichen Produkte, die angebaut werden, haben auch einen höheren Bedarf an Bestäubung. Der höhere Bedarf an zusätzlicher Bestäubung ergibt sich daraus, dass das Hauptanbaugebiebt für Obst in Kalifornien, das „Central Valley“, aus riesige Monokolturfelder besteht. Dort gibt es durch die industrielle Bearbeitung der landwirtschaftlichen Fläche keine natürlichen Räume mehr, wo Bienen oder andere Insekten nisten könnten. Daher müssen die Obstplantagen mit auswertigen Bienen bestäubt werden. Dadurch, dass die Nachfrage in Kalifornien nach Bestäubung deutlich größer ist als in Deutschland, sind die Bestäubungsprämien die von den Bauern an die Imker gezahlt werden, dementsprechend höher. Ein weiterer Unterschied ist auch, dass es viele verschiedene zu bestäubende Trachten (Blüten), die an verschiedenen Zeitpunkten während des Jahres blühen, gibt. Für den Bestäubungsdienst der Imker geben Agrarbetriebe viel Geld aus. Die Saison geht für den Imker in Kalifornien mit der Mandelblüte im Februar los. Er erhält als Bestäubungsprämie pro BIenenvolk, dass die Plantage bestäubt ca. 125 US-Dollar. Weiter geht die Saison mit der Kirschblüte, der Apfelblüte, der Pfirsichblüte und als letztes die Orangenblüte.
Dadurch, dass die Imker so viel Geld von den Agrarbetrieben (Bauern) bekommen, ist der Honig für kalifornische Berufsimker ein „nerviges Abfallprodukt“. In Deutschland jedoch gibt es bisher nur eine Tracht (Obstblüte), für die Bauern eine Bestäubungsprämie zahlen. Aus diesem Grund wird die Imkerei in Deutschland meistens nur als Hobby betrieben, da der Honig allein nicht genug finanziellen Betrag erbringt, um davon leben zu können. Deshalb hören auch immer mehr alte Imker auf, wobei gleichzeitig weniger mit der Imkerei beginnen. Aus diesem Grund gibt es immer weniger Imker und damit gleichzeitig auch immer weniger Bienenvölker in Deutschland. Das hat zur Folge, dass viele Bauern erkannt haben, wie wichtig genügend Bienen zur Bestäubung sind. So werden auf lange Sicht wahrscheinlich auch in Deutschland durch die gestiegene Nachfrage die Bestäubungsprämien steigen. Auch nach einer Studie der University of Florida, sind Bestäubungsprämien sehr sinnvoll. Obwohl allein in Kalifornien die Agrarbetriebe 75 Millionen US-Dollar pro Jahr als Bestäubungsprämie an die Imker zahlen, sei der volkswirtschaftliche Nutzen der Bestäubung in Kalifornien 92,3 % höher als die durch die Imker eingenommenen Bestäubungsprämien. Aber nicht nur die Amerikaner haben dies erkannt, auch die deutsche Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft hat eine Studie herausgegeben, wonach jeder vom Imker durch den Verkauf von Bienenprodukten verdiente Euro, dem Erzeuger von Nahrungsmitteln, dank der Bestäubungsleistung der Bienen das Dreizehnfache einbringt (d.h. 13 €).
Geographische und topographische Unterschiede der Imkerei in Deutschland und Kalifornien
Ein weiterer Unterschied sind die Blütezeiten der Pflanzen (Trachtenzeiten): In Kalifornien beginnt die Saison für die Bienen im Februar mit der Mandelblüte, und hört im Herbst mit der Orangenblüte auf, während in Deutschland erst mit der Kirschblüte (Anfang April) die Saison los geht und bereits im August mit der Brombeerblüte endet. Daraus ergeben sich auch verschiedene Ansprüche an die Bienen.
Unterschiedliche Bienenrassen in Deutschland und Kalifornien
In Deutschland benutzen die Imker vor allem die österreichische Bienenrasse apismeliffera Carnica und die Buckfast Biene, während kalifornische Imker bevorzugt die italienischen Bienenrassen apismelliferaligustica und cordovanbee einsetzen. Diese italienischen Bienenrassen sind für die geographischen Gegebenheiten und die Wetterverhältnisse Kaliforniens besser geeignet, da sie im Herbst länger brüten, und dadurch eine große Volksstärke bis in den November hinein halten können. Dies hat wiederum auch zur Folge, dass sie für die Spättrachten in Kalifornien besser gewappnet sind als die Carnica Bienen aus Deutschland. Die italienischen Bienenrassen würden jedoch bei frühem Kälteeintritt im Spätsommer / Herbst, was in Deutschland häufig der Fall ist, die Wärme im Stock nicht halten können, was ein Absterben des Volkes zur Folge hätte.
Dagegen hat die Carnica Biene im Herbst schon eine deutlich kleinere Volksstärke. Aus
diesem Grund ist sie besser für kältere Gegenden, wie z.B. Deutschland geeignet. Ein Nachteil der Ligustica Biene aus Kalifornien ist zudem, dass sie große Mengen an Futter benötigt, wenn keine Pflanzen mehr im Herbst blühen. Sie frisst dann entweder ihren eigenen Honig oder der Imker benötigt eine goße Mengen an Futter (Zuckerwasser), da sie im Herbst noch eine große Volksstärke haben werden. Wenn schwächere Völker in Zeiten von wenig Blüte in der Nähe von Ligustica Völkern stehen, dann , räubern sie diesen auch gerne mal den Honig. Durch den häufigeren Kontakt mit anderen Völkern verbreiten sich Krankheiten innerhalb eines Ligustica Bienenstandes sehr schnell. Die Carnica Biene kann man auch äußerlich von der .Ligustica unterscheiden. Die Carnica hat einen gräulichen Panzer mit dunkelbraunen Streifen, wahrend die italienischen Bienen einen hellbraunen Panzer mit gelben Streifen hat.
Die Hybride-Bienenrasse Buckfast
Eine andere, in Nordeuropa von Imkern oft benutzte Bienenart, ist die Buckfastbiene. Sie ist eine künstlich erzeugte Bienenrasse, die von dem deutschen Mönch Bruder Adam im englischen Benediktinerkloster Buckfast kreiert wurde. Er wollte eine Bienenrasse haben, die produktiv wie die italienische Biene m.ligustica ist, aber auch gut mit den geographischen und jahreszeitlichen Verhältnissen in England zurechtkommen würde. Zuerst kreuzte er nur die in Großbritannien beheimatete Apis melliferamellifera Biene (die Dunkle Biene), mit der italienischen Apis mellifera Ligustica. Im Laufe der Jahre forscht er noch weiter und kreuzt seine Bienenvölker mit immer mehr Bienenrassen aus aller Welt. Heutzutage befinden sich Gene folgender Bienenrassen in der Buckfastbiene wieder:
A. m. mellifera, (dunkle Biene, Herkunft England und Norddeutschland), A. m. ligustica (Italien), A. m. macedonia (Mazedonien), A. m. cecropoa (Herkunft Griechenland), A.m. Sahariensis (Sahara, Marroko) , und A. m. monticola (Herkunft Kenia).
Die Buckfastbiene hat viele positive Seiten wie z.B. dass sie sanftmütig ist (der Imker wird wenig gestochen), einen guten Putztrieb hat (dadurch ist sie weniger mit Krankheiten infiziert), und viel Honig und Wachs produziert. Sie hat aber auch negative Seiten, da sie biologisch gesehen ein Bastard (bei Pflanzen heißt es Hybride) ist, gehen die zusammengezüchteten Gene nach zwei Generation (F2 Königin) wieder auseinander. Dass heißt, wenn der Imker keine neue Buckfastkönigin vom Züchter kauft, hat der Imker z.B. ein A. m. Ligustica Volk, ein A. m. macedonia Volk und ein A. m. saharensis Volk in seinem Garten stehen. Dadurch das die Bienenvölker sich in ihre Ursprungsgene hin auflösen auch die positiven Charaktereigenschaften nicht mehr vorhanden. In Deutschland benutzen ca. 30 Prozent der Imker die Buckfastbienen.
Eine andere Bienenrasse, die in den USA immer moderner wird, ist die russische Primorski Biene. Sie erfreut sich in den USA vor allem bei den Berufsimkern immer größerer Beliebtheit, da sie „Varroa resistent“ ist und sie bei Trachtausfall aufhört zu brüten, wodurch die Berufsimker weder Geld für Varroamittel noch für Futter ausgeben müssen (solange der Trachtausfall nicht zu lange ist). Die Varroa Resistenz stammt nach Ansicht von Forschern daher, dass die Primorski-Bienenvölker schon vor ca. 150 Jahren mit A. m. cerana Bienen in Kontakt kamen, die wiederum mit Varroamilben infiziert waren. Dadurch hatten die Primorski-Bienenvölker gegenüber den europäischen Bienenrassen ca. 100 Jahre Vorsprung, um eine Abwehrstrategie gegen die Milben zu entwickeln. Die Abwehrstrategie ist nach Ansicht von Forschern des U.S. Department of Agriculture, Sektion Honey Bee Breding, and Genetics, der ausgeprägt Reinigungssinn der Primorskibiene. Die Primorskibiene hat jedoch auch negative Seiten. Sie schmiert z. B. ihre Behausungen stark mit Propolis ein. Propolis ist eine harzähnliche Substanz, gewonnen von Blütenknospen, die desinfizierend wirkt. Die Imker mögen sie jedoch nicht, da sie sehr klebt, und schwer aus der Kleidung zu entfernen ist. Eine andere negative Eigenschaft der Primorski Biene ist die starke Bewachung des Flugloches und seines Umkreises, gegen jedes Lebewesen. Auch schwärmen sie gerne, was in der modernen Bienenhaltung nicht mehr erwünscht wird von den Imkern, da die Imker ansonsten den Bienenschwarm verfolgen und einfangen müssten.
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Zum Autor: Ingmar Kersten imkert seit er 10 Jahre alt ist und betreut seitdem mit großer Leidenschaft mehrere Bienenvölker in Hannover-Kirchrode. Während eines einjährigen Aufenthaltes in Kalifornien, konnte er Einblicke in die amerikanische Landwirtschaft bekommen. Dieser Text ist im Original in englischer Sprache erschienen und war Teil einer Rede, mit der Herr Kersten den Redewettbewerb von Mendocino- und Lake County im Jahr 2007 des Amerikanischen Agrarverbandes FFA gewonnen hat.
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